Was ist Casting ?

Von etlichen Sportarten ist bekannt, daß deren erste Ursprünge von der systematischen Einübung des Gebrauchs und dem Erlernen der Technik zum erfolgreichen Einsatz bestimmter Jagd- und Kampfgerätschaften herzuleiten sind.

Ging es entwicklungsgeschichtlich dabei zunächst ausschließlich um die erfolgreiche Nahrungsbeschaffung oder das Überleben im Kampf, so entwickelte sich mit fortschreitender Zivilisation daraus mehr und mehr ein sportlicher Wettstreit in dem Maße, wie die Menschen die Fähigkeit erlangten, Meinungsverschiedenheiten kommunikativ zu lösen.

Wie gewiß leicht nachzuvollziehen ist, liegen die Wurzeln des Casting-Sports in der Angelfischerei. Casting ist damit eine solche Sportart frühgeschichtlichen Ursprungs.

Anders aber als z. B. das Speerwerfen, Bogenschießen, Fechten oder gar der Schießsport, gehört Casting einer der wenigen Sportarten an, deren Gerätschaften in keiner der Epochen jemals als Kampfwaffe gegen den Menschen Anwendung fanden.

Das Angeln, als Form der Nahrungsbeschaffung noch vor dem Fischfang mit Reusen oder Netzen etc. betrieben und von dessen Entwicklung als Jagd auf auserlesene Einzelexemplare des Schuppenwildes niemals völlig verdrängt, hatte besonders im frühen Mittelalter als Liebhaberei begüterter Schichten beachtliche Verbreitung gefunden und entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts insbesondere in England zu einer von breiten Bürgerschichten betriebenen Passion.

Bis hierhin lassen sich auch die Anfänge des Castingsports zurückverfolgen.

Waren anfangs die Grenzen noch fließend, da die werferische Betätigung auf der grünen Wiese einzig als Mittel zum erfolgreicheren Fischen diente, entwickelte sich daraus schnell eine eigenständige Sportart, denn das menschliche Selbstverständnis ist generell auf Vergleich und Leistungsstreben ausgerichtet.

Da dies im Castingsport ohne Beteiligung oder zum Nachteil der Kreatur geschieht, ist dem dynamischen Petri-Jünger damit eine Form des sportlichen Vergleichs gegeben, die vom Deutschen Sportbund als Leistungssport anerkannt ist und mit den Tierschutzgesetzen im Einklang steht.

So vielfältig die Möglichkeiten sind, am Wasser den Fischen nachzustellen, so breit gefächert ist die Palette der im Casting zu absolvierenden Übungen, da im Zuge der Entwicklung Wert darauf gelegt wurde, daß nahezu jede Variante des Angelns in einer sportlichen Disziplin reflektiert wird.

Der Castingsport ist damit die hohe Schule des Angelns. Gerade im Zeitalter fortschreitender Industriealisierung, wo der Lebensraum der Fische mehr und mehr durch Begradigung der Flüsse und die Verschmutzung der Gewässer eingeengt wird, ist es immer mehr erforderlich, den Köder beim Angeln weit oder zielgenau auszuwerfen, um den Standplatz der Fische zu erreichen.

Dieses Auswerfen jedoch muß nicht nur gelernt, sondern beständig auch trainiert und weiterentwickelt werden.

Bereits um 1900 gab es divergierende Auffassungen darüber, wie am effektivsten die erforderlichen Wurftechniken erlernt und geübt werden könnten.

Insbesondere in England aber war das Erlangen höchster Perfektion im Umgang mit der Flug- oder Spinnangel durch Training auf einer gemähten Wiese die wohl am weitesten verbreitete Art, sich die Fertigkeit zu erfolgreicherem Fischen anzueignen.

Nichts anderes geschieht beim Casting-Sport. Mit Hilfe eines den Wettkampfbestimmungen entsprechenden Gerätes wird ein tropfenförmiges Wurfgewicht oder eine künstliche Fliege entweder möglichst weit oder zielgenau geworfen.

Alle Weitwurfdisziplinen ähneln in ihrem Bewegungsablauf sowie der körperlichen Belastung einigen Leichtathletikdisziplinen, wie dem Speer- oder Diskuswerfen; die Zielwurfdisziplinen stellen ähnliche Anforderungen an den Athleten, wie beim Schießsport.

Der Turniersport fördert damit solche körperlichen und geistigen Eigenschaften wie Schnellkraft, Kraft, Ausdauer, Koordination, Reaktionsvermögen, Zeitgefühl und räumliches Sehen.

Der gesundheitsfördernde Charakter liegt nach bisherigen Erfahrungen in der Verbesserung des Kreislaufs und der Atemtechnik sowie in der Entwicklung der Rumpf- und der Armmuskulatur.

Sind die Belastungsphasen in den athletischen Disziplinen des Castingsports auch nur kurz, so sind sie immerhin von der Intensität her annähernd vergleichbar mit den Belastungen von Läufern über die kurzen Mittelstreckendistanzen.

Der Turniersport dient so einerseits dem sportlichen Leistungsvergleich, er entwickelt darüber hinaus aber auch die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die der Angler für die Praxis des Spinn- und Flugangelns benötigt.

Bei der Einteilung der einzelnen Casting-Disziplinen nach ihrer Herkunft kann eine grobe Trennung vorgenommen werden in Übungen, die sich vom Flugangeln ableiten und solche die aus dem Spinnangeln entstanden sind.

Bei letzteren unterscheidet man zusätzlich zwischen dem Gebrauch der Stationärrolle und der Multirolle.

 

So wie sich das Speerwerfen aus der Jagd entwickelt hat, liegen die Wurzeln des Castingsports natürlich in der Sportfischerei. Während jedoch kein Zuschauer mehr auf den Gedanken kommt, einen Speerwerfer nach seiner Beute zu befragen, sehen wir Caster uns immer noch mit der dümmlichen Frage nach den Fischen konfrontiert, wenn wir auf der grünen Wiese trainieren.

Unser Sport wurde schon 1864 aufgrund des wohl ersten offiziellen Wurfturnieres in New York in der Fachpresse erwähnt und kam um 1900 nach Deutschland. Das erste deutsche Wurfturnier fand 1923 in Berlin statt.

Wenn auch unter geneigten Zuschauern die Bezeichnung "Trockenangeln" eine beinahe magische Anziehungskraft auszuüben scheint, so ist doch der Castingsport einfach der "Turniersport der Sportfischer" er wird auf Rasenplätzen ausgeübt und bekommt zunehmend Bedeutung als Breitensport.

Diesem ist Rechnung getragen worden, und mit dem Turnierwurfsport der Meeres- und Binnenfischer als Breitensportvariante bietet sich ein Betätigungsfeld für diejenigen Sportfischer, die nicht ihre gesamte Freizeit in ein aufwendiges Trainingsprogramm stecken möchten.

Von den mehr als 600 000 im VDSF organisierten Mitgliedern hat jeder Zehnte bereits Castingsport ausgeübt oder er macht es noch.

Casting ist aber auch ein anerkannter Leistungssport und umfaßt insgesamt 9 Einzeldisziplinen, die nach Ziel- und Weitwürfen unterschieden werden, so daß alle Bereiche des Angelns hier in einer sportlichen Disziplin reflektiert werden.

Jeder Angler, der sich ein wenig mit der Materie des Castingsports beschäftigt hat, kann gewiß nachvollziehen, daß ohne fleißiges Ziel-, Technik-, Kraft- und Konditionstraining erfolgreicher Castingsport nicht möglich ist.

Anders sieht es beim völlig unbedarften Betrachter aus, dem das erforderliche Hintergrundwissen fehlt.

Insbesondere leider auch seitens der Presse seltener fair behandelt, sondern eher der Lächerlichkeit preisgegeben, und dadurch vielfach belächelt und verkannt, verdient es dieser interessante Sport nicht, durch unzutreffende und einseitige Berichterstattung noch weiter an den Rand des öffentlichen Interesses gedrängt zu werden.

Casting ist im Gegenteil eine äußerst anspruchsvolle Sportart, die neben den klassischen Attributen wie Kraft, Gewandheit und Geschicklichkeit dem Aktiven zusätzlich technisches Verständnis und Innovation sowie erhebliche Nervenstärke abverlangt. Denn bei unseren Wettkämpfen ist nicht nach bereits 9,9 Sekunden alles vorbei.

Beim Zielwerfen natürlich ist, ähnlich dem Schießsport, hauptsächlich Nervenstärke und Konzentration gefragt. Daß aber zum erfolgreichen Absolvieren der Weitwurfdisziplinen ein nicht unerhebliches Schnellkraftpotential antrainiert werden muß, läßt sich bei Beobachtungen oder gar im Selbstversuch leicht nachvollziehen. Allein, daß ein Bereithalten der vollen Konzentration über den ganzen Tag hinweg, mit ständiger Einsatzbereitschft zu den Disziplinen, auch konditionelle Reserven erfordert, kann nur nachvollziehen, wer es am, eigenen Leibe erfahren hat.

Denn was vor mehr als 100 Jahren amerikanische Sportfischer zur Verbesserung ihrer Wurfleistungen ins Leben riefen, hat sich zum Leistungssport entwickelt, der nicht nur immense Anforderungen an den Aktiven, sondern auch an das Sportgerät stellt.

Ebenso wie der aktive Angler erwartet ein Caster maximale Höchstleistung von seinem Gerät als wichtige Basis für sportlichen Erfolg.

Bedingt durch Evolutionsprozesse auf dem Gerätesektor sowie Alterung und Ermüdung der Ruten, von Fliegenschüren oder auch nur der verwendeten monofilen Angelschnur, zusammen mit den immer wieder benötigten Wurfgewichten, Turnierfliegen, etc., fällt für einen Spitzencaster ein jährlich wiederkehrender Verschleißteilersatz von etwa 500 - 600 DM an.

Da darüber hinaus ein kompletter Geätesatz für alle neun Wettkampfdisziplinen hierbei auch leicht die 5000,- DM Grenze erreicht, kann selbst ein Außenstehender nachvollziehen, daß es neben umfangreichen Trainingsprogrammen auch eines immensen finanziellen Aufwandes bedarf, um Castingsport erfolgreich zu praktizieren.

Als Folge davon wird bei allen unseren Turnieren mit vollem Einsatz um den Sieg gekämpft, denn einen Weltmeisterbonus gibt es im Castingsport nicht. In jedem Jahr aufs Neue sind, als Selektion für die Nationalmannschaft, zunächst die Qualifikationswettkämpfe zu bestehen, die in keinem anderen Land der Welt so hart umkämpft werden, wie in Deutschland, weil hier die höchste Dichte an Spitzencastern besteht.

Wer diese erfolgreich besteht, ist daher jederzeit in der Lage, auch internationale Titel zu erringen. Darin begründet sich das hohe Niveau, welches der bundesdeutsche Castingsport in der Welt besitzt.

Dabei ist gerade Casting ein im besonderen Maße verbindender Sport. Während sich in anderen, populären, Sportarten die Aktiven untereinander gegen die Schienbeine treten, gehört es in unserem Turniersport zum guten Ton, daß Athleten, auch verschiedener Nationen, sich bei Problemen während des Wettkampfes gegenseitig helfen. Auch dies macht zum Teil den Charme des Castingsports aus, um so mehr, als daß eine solche Fairness heute im Sport eher die Ausnahme zu sein scheint.

Casting aber ist, besonders auch aufgrund der Tatsache daß hier nicht das Große Geld zu verdienen ist, noch ein sauber motivierter Sport, der unter erheblichen persönlichen Opfern von den Athleten um seiner selbst Willen praktiziert wird.

Als größtenteils unbeachtete Randsportart jedoch bekommen wir, besonders im eigenen Lande, nur zu oft die mangelnde Toleranz gegenüber Minderheiten zu spüren, die erfolgreich verhindert, daß wir Deutschen im Ausland nicht so beliebt sind, wie es uns recht wäre.

Beitragen zum fehlenden Verständnis muß hier natürlich auch das Problem der teilweise sehr großen Wurfweiten, die im Castingsport erzielt werden, und die es den Zuschauern nicht gerade leicht machen, dem Geschehen zu folgen. Dies wiederum beruht aber nur auf der Leistungsfähigkeit unserer Sportler.

Trotzdem versuchen manche Vertreter der Medien immer wieder, Casting ins Lächerliche zu ziehen, indem z. B. das nach dem Abwurf notwendige Aufrollen der Schnur und damit das sich dem Wettkämpfer wieder nähernde Gewicht gefilmt wird. Dieser Vorgang hat jedoch gewiß keinen stellvertretenden Charakter für unseren Sport.

Die gerade aber in diesem Zusammenhang auch von den Medienvertreter nur zu gern gestellte Frage nach dem Leistungssport beantwortet bereits der Deutsche Sportbund, der Casting als solchen anerkannt hat und fördert.

Ebenso das Internationale Olympische Komitee hat zurückliegend darüber entschieden:

Bereits 1958 in Tokio als olympische Disziplin anerkannt, verhindert allein die vergleichsweise geringe Anzahl von damals "nur" 26 den Castingsport ausübenden Nationen unseren Start bei den Olympischen Spielen. Wenn auch unsere Teilnahme an den World Games, den Weltspielen nichtolympischer Sportarten, oft zu der irrigen Auffassung führt, daß der Castingsport ein olympisch nicht anerkannter Sport sei.